4. November 2017

Juni 1917



Im April 1917 hat mein Großvater das vierte Tagebuch begonnen

Freitag, 1. Juni
Vizewachtmeister Aldenhoff und Unteroffizier Kraus kamen von Crepy herüber gefahren und brachten Löhnung und Post.

Sonnabend, 2. Juni
Da heute nichts zu tun war, verbrachten wir den Tag äußerst langweilig.

Sonntag, 3. Juni
Hatten heute zu Bauen. Während ich mit meinem Trupp eine Kabeleinfachleitung vom Divisionsgefechtsstand im Waldlager nach der Lichtsignalstation bei Coucy les Eppes zog  (circa 3 km), bauten die übrigen Permanent Leitung. Gegen 12:0 Uhr war ich schon fertig mit dem Bau.
Abends kam unser Oberleutnant her und teilte mir dabei mit, daß ich Morgen auf Urlaub fahren könnte. Wer war glücklicher, als ich, so frühzeitig schon fahren zu können.
Unteroffizier Lüther, welcher erst vor mir fahren sollte, bekam keinen Urlaub, da der Oberleutnant mit seinen Leistungen nicht zufrieden war.   
 
Montag, 4. Juni
Vormittags wurde gepackt und dann ging es gegen 1:00 Uhr, mit noch zwei Mann meines Zuges, zum nahen Bahnhof, von wo uns der Zug nach Laon brachte. Hier erhielten wir unsere Urlaubsscheine und das Geld und um 3.00 Uhr dampften wir ab, über Charleville – Lüttich - Namur – Herbesthal nach Cöln.

Dienstag, 5. Juni
Gegen 8 ½ Uhr morgens langten wir mit circa zweistündiger Verspätung in Cöln an. Da der Urlauberzug nach Berlin gewartet hatte, konnte ich mit demselben gleich weiter fahren, im Abteil 2. Klasse. In Hannover ließ ich noch ein Telegramm aufgeben und nach 8:00 Uhr abends war ich auf dem Alexanderplatz, von wo Mutter mich abholte.

Mittwoch, 6. Juni bis Sonnabend 16. Juni 1917
Verbrachte die Urlaubszeit so angenehm wie möglich. Viel ist ja nicht mehr los in Berlin. Die Vergnügungen nicht viel wert, um 10:00 Uhr, spätestens ½ 11 Uhr, ist Schluß und alles übrige furchtbar teuer. Besuchte auch der Reihe nach alle Verwandten, von denen übrigens die meisten zu Els`chens Geburtstag am 7. Juni zu uns kamen. War auch mal Turnen, zur Damenabteilung. Viel zu schnell ging die Urlaubszeit, bei schönsten Wetter, vorüber. Am Freitag kam auch mein Bruder auf Urlaub und so konnte ich wenigstens mit ihm über die immer noch nicht erledigte Erbschaftssache sprechen. Sonnabend war die Urlaubszeit vorbei und abends 9:00 Uhr fuhr ich vom Alexanderplatz wieder ab in Richtung Cöln.

Sonntag, 17. Juni
Vormittags gegen ½ 9 Uhr in Cöln-Deutz angelangt, hatte ich gleich Anschluß nach Laon und fuhr nach ein paar Minuten Aufenthalt, wieder über Herbesthal – Namur – Lüttich – Charleville nach Laon.

Montag, 18. Juni
Mitternacht kurz nach 12:00 Uhr langte ich in Laon an. Nachdem ich mir in der Kriegsverpflegungsstelle warm Essen hatte geben lassen, legte ich mich auf einer Bank etwas schlafen, um den Tag abzuwarten. Gegen 5:00 Uhr marschierte ich nun los nach Crepy. Hier erfuhr ich, daß mein Zug jetzt in Marchais liegt. Auch der 1. Zug ist jetzt von Crepy fort. Mit einem Wagen fuhr ich nun wieder über Laon, dann über Coucy les Eppes nach Marchais, wo ich gegen 2:00 Uhr eintraf. Quartier war hier auf einem Boden, auf dem man es vor Hitze nicht aushielt. Gegen Abend kam glücklicherweise ein Gewitter und es wurde dadurch etwas kühler.

Dienstag, 19. Juni
Arbeit lag heute weiter nicht vor, dafür war Instandsetzen der Sachen. Abends ging ich mit Albrecht im Schloßgraben baden.  

Das Chateau de Marchais, im Besitz der monegassischen Königsfamilie. Quelle: www.static-akpool.de
Mittwoch, 20. Juni
Albrecht und ich bauten mit je vier Mann zwei Kabelleitungen nach Coucy les Eppes ab. Gegen 2:00 Uhr waren wir wieder in Marchais.

Donnerstag, 21. Juni
Der Zug mußte heute ein anderes Quartier beziehen. Ich soll mit noch einem Mann nach Festieux zu Tepper.
Da ich mich zum Dienst in der Türkei gemeldet habe, ließ ich mich auf Tropendienstfähigkeit untersuchen und fuhr dann um 6:00 Uhr nachmittags ab, um nach 8:00 Uhr in Festieux einzutreffen. Gleichsam als Begrüßung wurden wir kurz nach der Ankunft von einem französischen Flieger mit Bomben beworfen, die glücklicherweise 100 Meter entfernt aufs Land fielen.

Freitag, 22. Juni
Mußte vormittags nach Marchais zur Chininprobe. Konnte glücklicherweise Autos benutzen, kam aber, da es regnete, ziemlich durchnäßt um 11:00 Uhr in Marchais an. Nachdem ich vier Chininpillen geschluckt hatte, erhielt ich und Unteroffizier Albrecht um 5:00 Uhr das ärztliche Attest. Fünf Zähne müssen bei mir plombiert werden, dann bin ich tropendienstfähig. Als ich wieder nach Festieux zurück wollte, kam durch Gekofer der Befehl, die Trupps aus Festieux zurückzuziehen, um hier Permanent Leitung zu bauen. Ritt deshalb nach Festieux mit den Gespannen und holte die zwei Trupps mit Fahrzeugen. Nach 9:00 Uhr abends waren wir dann in Marchais.

Sonnabend, 23. Juni
An einem bestehenden Gestänge nach Cizy haben wir zwei Doppelleitungen zu ziehen. Zogen eine fertig (4 km) und fingen die zweite an. Gegen Abend fuhr ich mit Albrecht nach Sissonne, um ihn dort am Grabe seines Vetters zu photographieren.

Sonntag, 24. Juni
Stellten die zweite Leitung von Marchais nach Cizy fertig und hatten die Arbeit gegen 11:00 Uhr beendet. Um 5:00 Uhr nachmittags zogen wir nach Eppes um. Ich mußte nach Samoussy zu dem Forstfeldwebel, um Bäume zum Fällen anweisen zu lassen. Konnte hier über drei Stunden warten, ehe der Feldwebel nach Hause kam. Nach kurzer Erklärung, wo wir die Bäume fällen könnten, fuhr ich nach Eppes und langte gegen 10:00 Uhr in unserem neuen Quartier, einer Scheune, an.

Montag, 25. Juni
Ging mit neun Mann nach dem Samoussy Wald und ließ 21 Stangen fällen und zwölf gleich nach Eppes fahren. Abends war ich mit Tepper baden, hätten es aber lieber nicht tun sollen, da ich etwas erkältet und verschnupft bin. Nach dem Baden, machte dies sich noch stärker bemerkbar.

Dienstag, 26. Juni
Wieder nach dem Samoussy Walde gewesen, den Rest der Stangen geholt. Nachmittags dann Stangen ausgefahren und gesetzt.
Habe noch einen fürchterlichen Schnupfen und fühle mich am ganzen Körper schlapp.

Mittwoch, 27. Juni
Nachdem vormittags Anker gesetzt waren, zogen wir nachmittags eine Leitung von der Station bis zur Bahn.

Donnerstag, 28. Juni
Mit den nötigen Leuten zog ich heute weitere Leitungen an dem Gestänge.
Abends wieder gebadet.

Freitag, 29. Juni
Zog vormittags auch noch Leitungen, nachmittags wurden Stangen gesetzt.

Sonnabend, 30. Juni
Es regnete den ganzen Tag, trotzdem wurden wir, bis auf einzelne Kleinigkeiten, mit unserer Arbeit fertig.

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