Vizewachtmeister Aldenhoff und Unteroffizier
Kraus kamen von Crepy herüber gefahren und brachten Löhnung und Post.
Sonnabend, 2. Juni
Da heute nichts zu tun war, verbrachten wir
den Tag äußerst langweilig.
Sonntag, 3. Juni
Hatten heute zu Bauen. Während ich mit meinem
Trupp eine Kabeleinfachleitung vom Divisionsgefechtsstand im Waldlager nach der
Lichtsignalstation bei Coucy les Eppes zog
(circa 3 km), bauten die übrigen Permanent Leitung. Gegen 12:0 Uhr war
ich schon fertig mit dem Bau.
Abends kam unser Oberleutnant her und teilte
mir dabei mit, daß ich Morgen auf Urlaub fahren könnte. Wer war glücklicher,
als ich, so frühzeitig schon fahren zu können.
Unteroffizier Lüther, welcher erst vor mir
fahren sollte, bekam keinen Urlaub, da der Oberleutnant mit seinen Leistungen
nicht zufrieden war.
Montag, 4. Juni
Vormittags wurde gepackt und dann ging es
gegen 1:00 Uhr, mit noch zwei Mann meines Zuges, zum nahen Bahnhof, von wo uns
der Zug nach Laon brachte. Hier erhielten wir unsere Urlaubsscheine und das
Geld und um 3.00 Uhr dampften wir ab, über Charleville – Lüttich - Namur – Herbesthal nach Cöln.
Dienstag, 5. Juni
Gegen 8 ½ Uhr morgens langten wir mit circa
zweistündiger Verspätung in Cöln an. Da der Urlauberzug nach Berlin gewartet
hatte, konnte ich mit demselben gleich weiter fahren, im Abteil 2. Klasse. In
Hannover ließ ich noch ein Telegramm aufgeben und nach 8:00 Uhr abends war ich
auf dem Alexanderplatz, von wo Mutter mich abholte.
Mittwoch, 6. Juni bis Sonnabend 16. Juni 1917
Verbrachte die Urlaubszeit so angenehm wie
möglich. Viel ist ja nicht mehr los in Berlin. Die Vergnügungen nicht viel
wert, um 10:00 Uhr, spätestens ½ 11 Uhr, ist Schluß und alles übrige furchtbar
teuer. Besuchte auch der Reihe nach alle Verwandten, von denen übrigens die
meisten zu Els`chens Geburtstag am 7. Juni zu uns kamen. War auch mal Turnen,
zur Damenabteilung. Viel zu schnell ging die Urlaubszeit, bei schönsten Wetter, vorüber. Am Freitag kam auch mein Bruder auf Urlaub und so konnte ich
wenigstens mit ihm über die immer noch nicht erledigte Erbschaftssache
sprechen. Sonnabend war die Urlaubszeit vorbei und abends 9:00 Uhr fuhr ich vom
Alexanderplatz wieder ab in Richtung Cöln.
Sonntag, 17. Juni
Vormittags gegen ½ 9 Uhr in Cöln-Deutz
angelangt, hatte ich gleich Anschluß nach Laon und fuhr nach ein paar Minuten
Aufenthalt, wieder über Herbesthal – Namur – Lüttich – Charleville nach Laon.
Montag, 18. Juni
Mitternacht kurz nach 12:00 Uhr langte ich in
Laon an. Nachdem ich mir in der Kriegsverpflegungsstelle warm Essen hatte geben
lassen, legte ich mich auf einer Bank etwas schlafen, um den Tag abzuwarten.
Gegen 5:00 Uhr marschierte ich nun los nach Crepy. Hier erfuhr ich, daß mein
Zug jetzt in Marchais liegt. Auch der 1. Zug ist jetzt von Crepy fort. Mit
einem Wagen fuhr ich nun wieder über Laon, dann über Coucy les Eppes nach Marchais,
wo ich gegen 2:00 Uhr eintraf. Quartier war hier auf einem Boden, auf dem man
es vor Hitze nicht aushielt. Gegen Abend kam glücklicherweise ein Gewitter und
es wurde dadurch etwas kühler.
Dienstag, 19. Juni
Arbeit lag heute weiter nicht vor, dafür war
Instandsetzen der Sachen. Abends ging ich mit Albrecht im Schloßgraben
baden.
Das Chateau de Marchais, im Besitz der monegassischen Königsfamilie. Quelle: www.static-akpool.de |
Mittwoch, 20. Juni
Albrecht und ich bauten mit je vier Mann zwei
Kabelleitungen nach Coucy les Eppes ab. Gegen 2:00 Uhr waren wir wieder in
Marchais.
Donnerstag, 21. Juni
Der Zug mußte heute ein anderes Quartier
beziehen. Ich soll mit noch einem Mann nach Festieux zu Tepper.
Da ich mich zum Dienst in der Türkei gemeldet
habe, ließ ich mich auf Tropendienstfähigkeit untersuchen und fuhr dann um 6:00
Uhr nachmittags ab, um nach 8:00 Uhr in Festieux einzutreffen. Gleichsam als
Begrüßung wurden wir kurz nach der Ankunft von einem französischen Flieger mit
Bomben beworfen, die glücklicherweise 100 Meter entfernt aufs Land fielen.
Freitag, 22. Juni
Mußte vormittags nach Marchais zur
Chininprobe. Konnte glücklicherweise Autos benutzen, kam aber, da es regnete,
ziemlich durchnäßt um 11:00 Uhr in Marchais an. Nachdem ich vier Chininpillen
geschluckt hatte, erhielt ich und Unteroffizier Albrecht um 5:00 Uhr das
ärztliche Attest. Fünf Zähne müssen bei mir plombiert werden, dann bin ich
tropendienstfähig. Als ich wieder nach Festieux zurück wollte, kam durch
Gekofer der Befehl, die Trupps aus Festieux zurückzuziehen, um hier Permanent
Leitung zu bauen. Ritt deshalb nach Festieux mit den Gespannen und holte die
zwei Trupps mit Fahrzeugen. Nach 9:00 Uhr abends waren wir dann in Marchais.
Sonnabend, 23. Juni
An einem bestehenden Gestänge nach Cizy haben
wir zwei Doppelleitungen zu ziehen. Zogen eine fertig (4 km) und fingen die
zweite an. Gegen Abend fuhr ich mit Albrecht nach Sissonne, um ihn dort am
Grabe seines Vetters zu photographieren.
Sonntag, 24. Juni
Stellten die zweite Leitung von Marchais nach
Cizy fertig und hatten die Arbeit gegen 11:00 Uhr beendet. Um 5:00 Uhr
nachmittags zogen wir nach Eppes um. Ich mußte nach Samoussy zu dem
Forstfeldwebel, um Bäume zum Fällen anweisen zu lassen. Konnte hier über drei
Stunden warten, ehe der Feldwebel nach Hause kam. Nach kurzer Erklärung, wo wir
die Bäume fällen könnten, fuhr ich nach Eppes und langte gegen 10:00 Uhr in
unserem neuen Quartier, einer Scheune, an.
Montag, 25. Juni
Ging mit neun Mann nach dem Samoussy Wald und
ließ 21 Stangen fällen und zwölf gleich nach Eppes fahren. Abends war ich mit
Tepper baden, hätten es aber lieber nicht tun sollen, da ich etwas erkältet und
verschnupft bin. Nach dem Baden, machte dies sich noch stärker bemerkbar.
Dienstag, 26. Juni
Wieder nach dem Samoussy Walde gewesen, den
Rest der Stangen geholt. Nachmittags dann Stangen ausgefahren und gesetzt.
Habe noch einen fürchterlichen Schnupfen und
fühle mich am ganzen Körper schlapp.
Mittwoch, 27. Juni
Nachdem vormittags Anker gesetzt waren, zogen
wir nachmittags eine Leitung von der Station bis zur Bahn.
Donnerstag, 28. Juni
Mit den nötigen Leuten zog ich heute weitere
Leitungen an dem Gestänge.
Abends wieder gebadet.
Freitag, 29. Juni
Zog vormittags auch noch Leitungen,
nachmittags wurden Stangen gesetzt.
Sonnabend, 30. Juni
Es regnete den ganzen Tag, trotzdem wurden
wir, bis auf einzelne Kleinigkeiten, mit unserer Arbeit fertig.
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